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Die in den DRGs geforderte aktivierende therapeutische Pflege
(OPS 8-550, 8-552) ist Inhalt eines Bobath Pflegegrundkurses, sowie des -Aufbaukurses


Publikationen

„Bobath-Konzept in der Pflege“

Birgit Dammshäuser
192 Seiten, 90 farb. Abb.
ISBN-10: 3437267418
Urban und Fischer Verlag; Auflage: 2 (2012)
Euro 39,95Rezensiert von:
Florence Kraus-Irsigler, Dipl. Physiotherapeutin, Bobath-Senior-Instruktorin, IBITA ©

Pflegen nach dem Bobath-Konzept – verständlich, anschaulich, aktuell

Die therapeutisch-aktivierende Pflege nach dem Bobath-Konzept ist das am häufigsten angewandtes Konzept bei Patienten mit einer erworbenen Hirnschädigung. Unter ganzheitlichen Gesichtspunkten werden Patientenzur Selbständigkeit gefördert. Mit besonderer Berücksichtigung der individuellen Patientensituationen. stehen im Mittelpunkt dabei die Anbahnung und Unterstützung von Aktivitäten und Bewegung.

In diesem Buch gibt Birgit Dammshäuser ihre langjährige Erfahrung mit dem Bobath-Konzept an Sie weiter: Mit theoretischen und praktischen Hintergründen werden Handlungsanleitungen bei Bewegungsübergängen, Positionierungen und Unterstützung bei den ATL mit vielen Fotodarstellungen und 16 kurzen Filmsequenzen anschaulich dokumentiert.

Die Inhalte sind für Einsteiger und Fortgeschrittene gleichermaßen geeignet, da inhaltlich der Grund- und Aufbaukurs zur Pflege nach dem Bobath- Konzept abgedeckt ist.

Zur Autorin:Birgit Dammshäuser arbeitet seit 20 Jahren in der Frührehabilitation von Patienten mit Hirnläsionen und ist Mitbegründeründerin der BIKA® (Bobath-Initiative für Kranken- und Altenpflege).

 

 


"Praxis des Bobath-Konzepts"

Michaela Friedhoff, Daniela Schieberle:

Praxis des Bobath-Konzepts
Grundlagen – Handlings – Fallbeispiele
393 Abbildungen und DVD mit 31 Filmen
Georg Thieme Verlag, Stuttgart - New York
Reihe Pflegepraxis

Die beiden Autorinnen sind Bobath-Pflege-Instruktorinnen (BIKA®) und bringen für das Thema große Erfahrung mit. Ihr Buch kommt zur richtigen Zeit: Wenn im klinischen Bereich überall von Sparmaßnahmen die Rede ist, muss als Gegenposition die Bedeutung der Pflegequalität betont werden. Hier Abstriche oder Reduzierungen zuzulassen wäre nicht nur Verrat am Patienten, sondern auch an der Jahrzehnte langen Aufbauarbeit, die, von Karel und Berta Bobath ausgehend, in diesem Bereich geleistet worden ist.

Im Kapitel Fundamente des Bobath-Konzepts wird die Bedeutung des Pflegealltags unter den besonderen Aspekten

  • Orientierung an normalen Bewegungsabläufen
  • Normalisierung des Muskeltonus
  • Förderung der Körperwahrnehmung

dargestellt. Die therapeutische Unterstützung des Patienten bei Aktivitäten des täglichen Lebens ist ein wichtiges Element der, an den Ressourcen des Patienten orientierten, fördernden Neurorehabilitation. Die Rolle der Neuropflege trägt entscheidend zum Erreichen des Rehabilitationszieles, der Rückführung des Patienten in den Alltag und der Verbesserung seiner Selbstständigkeit, bei.

In ihren Neurophysiologischen Grundlagen stellen die Autorinnen die Physiologie des Lernens stark vereinfacht dar. So können die Prinzipien der Neuroplastizität nicht nur für Pflegekräfte, sondern vielleicht auch für Patienten und Angehörige verständlich und motivierend sein. Leider fehlen hier die detaillierten Quellenangaben zu Abbildungen und Zitaten.

Als Konsequenz der neurophysiologischen Prinzipien für die Praxis von Pflegenden arbeiten die Autorinnen einige Maximen heraus, die leider noch immer nicht Allgemeingut sind:

- Muskelaktivität fördert den axoplasmatischen Fluss, d. h. neurotrophe Faktoren (Nerv Growth Factors, NGF) erhalten und fördern die Nervenzelle.

- Demnach muss ständige Aktivierung aller Leistungen angestrebt werden, individuell, „maßgeschneidert“ und unter Berücksichtigung ärztlicher Vorgaben.

  • Die Patienten sollen aus dem Bett, die Selbstständigkeit muss angestrebt werden.
  • Das Zentralnervensystem (ZNS) braucht zum Lernen häufige Wiederholung in kurzen Intervallen, also ist es Aufgabe auch der Neuropflege, den Patienten zu „trainieren“.
  • Motivierende Erfolgserlebnisse des Patienten fördern seine Aufmerksamkeit und seine positiven Gefühle, sie erhöhen den Serotoninspiegel. Ehrliches Lob für den Patienten und positive Verstärkung sind effektiver als Kritik und lange Predigten.
  • Sowohl die wechselseitige Beeinflussung von Sensorik und Motorik eines Patienten, als auch die Bedeutung der Wahrnehmung seines eigenen Körpers und des Bezuges zu seiner Umwelt, muss den Pflegenden klar sein, wollen sie diese Faktoren entsprechend fördern.
  • Störungen der höheren Hirnleistung beeinflussen nicht nur die Motorik des Patienten, sondern auch seine Orientierung, den Ablauf seiner Tätigkeiten und die Interaktion mit dem medizinischen Team und anderen Menschen.

Da, wie Friedhoff / Schieberle ausführen, 73 % der testbaren Patienten entsprechende Probleme haben, ist den neuropsychologischen Störungen ein ausführliches Kapitel gewidmet. Es werden vor allem Störungen beschrieben, die den Pflegenden am häufigsten aufgefallen sind:

  • Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen
  • Apraxien
  • Perseverieren
  • Agnosien
  • Neglect
  • Räumliche Störungen
  • Pusher-Syndrom
  • Aphasien

Die Aufzählung bezieht sich nicht auf Lokalisationen der Schädigungen und orientiert sich nicht an einer Gliederung, sondern an der Alltagsrelevanz. Daran schließen sich handfeste Vorschläge, die Aufträge an den Patienten zu verbessern, seine Umwelt zu strukturieren, Reihenfolgen im Tagesablauf des Patienten zu optimieren, ebenso Vorschläge für Kommunikationshilfen und Tipps für Lagerung und Handlings. Auf der beigegebenen DVD befinden sich Bespiele zur Vertiefung.

Im Kapitel Auswirkungen zentraler Schädigungen auf Schulter und Hand werden anatomische Voraussetzungen geliefert und die Entstehung des Schulter- bzw. Handsyndroms erläutert. Das kontinuierliche Handling des Armes zu Prophylaxe und Behandlung bei jeglicher Bewegung ist unerlässlich. Vieles lässt sich hier nicht so einfach beschreiben oder fotografieren. Ich finde es daher richtig, dass die Autorinnen generell betonen, ihr Buch sei kein Ersatz für einen Bobath-Pflegekurs, sondern eine Ergänzung, da das Üben am Patienten und seine entsprechenden Rückmeldungen sehr wichtige Erfahrungen sind.

Erfreulich, dass in diesem Buch auch Auswirkungen zentraler Schädigungen auf die Hüfte thematisiert werden. Richtiges Handling und adäquate Lagerung mit sorgfältiger Vermeidung einer Subluxation in der Hüfte sollen Schmerzen in der Akutphase und Folgebeschwerden verhindern helfen.

Am ausführlichsten stellen Friedhoff / Schieberle die Kapitel Bausteine für das Handling, Integration der Bausteine in die Aktivitäten und existentiellen Erfahrungen des täglichen Lebens (AEDLs) sowie Fallbeispiele dar. Aus didaktischen Gründen werden die pflegerischen Maßnahmen in Bausteine zerlegt und erst danach in Gesamtabläufe wie Waschen und Kleiden im Bett, vor dem Waschbecken, Duschen und Baden, Mundpflege, Essen und Trinken und die spezielle Pflege von Patienten mit Trachealkanülen integriert. Ebenso werden pflegetherapeutische Maßnahmen bei Problemen der Ausscheidung (vor allem Inkontinenzen), der Atmung und der Sensibilitätsstörungen berücksichtigt. Die Beispiele beziehen sich sowohl auf schwer betroffene als auch auf aktivere Patienten, entsprechend ist die Hilfestellung für eine oder zwei Pflegekräfte konzipiert.

Bei aller Beachtung der Prinzipien des Handlings wird der Patient ganzheitlich gesehen. Einerseits die Förderung selektiver Bewegungen, die Dissoziation einzelner Körperabschnitte voneinander, die Verbesserung rotatorischer Elemente, des Muskeltonus, der Propriozeption, die Erhaltung von Muskellängen und die Vermeidung von Sekundärschädigungen. – Andererseits die Berücksichtigung der Folgen von tief greifenden Einschnitten nach Schädigungen des ZNS auf Lebensführung und Lebensplanung, Einbeziehung der Partner, einfühlsame Anleitung und Beratung ohne erzieherischen Auftrag.

Wer sich kritisch mit den in Fotos und DVD gezeigten Beispielen auseinandersetzt und sie in seinem beruflichen Alltag individuell auf die eigenen Patienten überträgt, kann reichlich Anregungen, so manche Hilfe für ein spezielles Problem und Hinweise zum ökonomischeren Einsatz des eigenen Körpers bekommen.

Mit den Fallbeispielen vermitteln die Autorinnen dem Leser ihre große Erfahrung. Mein Gesamteindruck: Wie motivierend kann der Pflegealltag sein, wenn man aus der professionellen Kompetenz die Gewissheit ableitet, die Entwicklung der Patienten positiv zu beeinflussen.
Florence Kraus-Irsigler,
Bobath-Senior-Instruktorin, IBITA
Bombekgasse 22,
A- 1120 Wien